Urlaub in der Zeit von COVID-19
Im Grunde begann die Planung für den Kroatien-Urlaub 2020 direkt nach dem Kroatien-Urlaub 2019. Der Tauchclub Seepferdle besuchte gerne den Campingplatz an der Adriaküste nahe Sveta Marina, denn es war ein recht günstiges Ziel, leicht zu betauchen und mit großer Flexibilität, da die Tauchgänge von Land erfolgen können. Allerdings biss sich der Rhythmus mit dem Eislinger Stadtfest, so dass 2019 beschlossen wurde im folgenden Jahr keine große Ausfahrt nach Kroatien zu veranstalten.
Dennoch hatten einige Clubmitglieder beschlossen auch im Folgejahr nach Kroatien zu fahren – unter anderem, da dort verschiedene fehlende Brevets dank dem warmen Wasser und guter Sicht leichter abzulegen sind als in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen dass eine globale Pandemie alle Pläne mehrfach über den Haufen werfen würde.
Fahrt nach Kroatien im Frühjahr 2020
Anfang 2020 hörte das geeinte Europa für mehrere Wochen auf zu existieren. Jedes Land verriegelte seine Grenzen und sperrte seine Bürger mehr oder weniger restriktiv zu Hause ein. Die Maßnahmen waren fraglos notwendig und sinnvoll, aber auch sehr schmerzhaft – auch wenn wir in Deutschland noch vergleichsweise glimpflich weggekommen sind.
Ich selbst hatte schon 2019 Urlaub für die Pfingstferien beantragt und war heiß darauf endlich einmal wieder meinen Wohnwagen zu verwenden, der seit dem Herbst auf dem Stellplatz stand und Patina ansetzte, da sich verschiedene Pläne auch schon vor Corona zerschlagen hatten. Auch ein geplanter Kurzurlaub Ende März musste Corona-bedingt ausfallen, und aufgrund der Reisebeschränkungen sah es auch schlecht um den Pfingsturlaub aus. Schließlich macht es wenig Sinn einen Urlaub von zwei Wochen anzutreten, wenn man diese Zeit in Quarantäne verbringen muss – und womöglich nach der Rückkehr auch noch.
Anfang Mai kippten dann sowohl Kroatien als auch Deutschland den Zwang einer Quarantäne und es war nicht mehr total abwegig, doch noch außer Landes zu gehen. Kroatien hatte die Einreise schon eine Zeitlang erlaubt, vorausgesetzt es bestehe ein wirtschaftliches Interesse des Landes an einer Einreise. Die Buchung einer Unterkunft zählte als Nachweis dieses Interesses, und diese hatte ich ja. Slowenien hatte schon seit Längerem den Transit unter Auflagen erlaubt. Fraglich blieb die Durchfahrt durch Österreich, da die im Internet veröffentlichten Bestimmungen undeutlich waren. So war für eine Einreise nach Österreich ein negativer Corona-Test erforderlich der auch nicht älter als vier Tage sein durfte. Eine Durchfahrt oder Frachtverkehr sollten aber erlaubt sein, aber nur ohne jeglichen Halt, nicht einmal zum Tanken.
Laut dem ADAC bedeuteten die Beschränkungen in Österreich aber, dass auch für eine Durchreise ein Test notwendig sei – und das auch für die Rückkehr. Das würde bedeuten in Kroatien einen Test aufzutreiben – und das rechtzeitig und auf eigene Kosten. Besonders auf diesen zeitlichen Ablauf hatte ich wenig Lust. Es konnte mir nämlich auch niemand sagen ob die Zeitspanne ab dem eigentlichen Test oder dem Ende der Analyse zu laufen beginnt – und da die verlangten Tests mehrere Tage benötigen bis ein Ergebnis vorliegt war das alles sehr unbefriedigend.
Eine Folge der Unsicherheit war, dass keiner der ursprünglichen Teilnehmer mehr mitkommen wollte. Glücklicherweise fragte Peter irgendwann an, ob ich denn Platz für ihn hätte, so dass wir wenigstens zu zweit waren und ein Tauchteam bilden konnten. Alleine nach Kroatien zu fahren und zu hoffen dort einen Tauchpartner zu finden klang nicht sehr sinnvoll.
So sagte ich dem Campingplatz mal zu, mal ab, verschob die Reise etwas – es gab ein ziemliches Hin und her. Glücklicherweise störte das bei Valamar niemanden, vermutlich weil bei ihnen (wie wir später erfuhren) exakt das gleiche Chaos herrschte. So sagte man mir der Platz würde am 11.Mai öffnen, später hieß es am 18.Mai, und als wir am 29.Mai ankamen sagte uns die Dame am Empfang, dass der Platz heute das erste Mal geöffnet sei.
Endgültige Klarheit verschaffte dann ein Anruf von Peter beim Innenministerium von Österreich. Dort erhielten wir die Information, dass eine Durchfahrt erlaubt sei. Das mit dem „kein Stop, auch zum Tanken nicht“ sagte uns der ADAC erst später und, wie sich herausstellte, WOLLTEN wir in Österreich auch gar nicht tanken, denn das Benzin war dort extrem teuer. In DE kostete E10 1,11€, in Österreich über 1,4€. Da fällt das Nicht-tanken leicht. Wir hatten direkt vor der Grenze noch einmal getankt, das reichte dann bis Slowenien.
Im Endeffekt wurden wir an der Grenze dann auch ohne Belehrung und Sonstiges einfach durchgewunken. Nicht einmal die sorgfältig vorbereiteten Einreisedokumente aus dem Internet wurden verwendet.
Auch die Einreise nach Slowenien war vollkommen unspektakulär – wir hielten die Ausweise hoch und konnten durchfahren. Auch hier waren die Warnhinweise aus dem Internet, dass nur bestimmte Tankstellen geöffnet seien, überholt.
Lediglich an der Grenze nach Kroatien gab es etwas Stau – wir mussten etwa eine Stunde warten, weil die persönlichen Daten und Aufenthaltsorte der Einreisenden gründlich protokolliert wurden. Verkürzt wurde uns diese Wartezeit durch den Fahrer eines kleinen Mazdas, der immer wieder aus seinem Auto sprang und wie das HB-Männchen in Rage gestikulierte. Dadurch und durch hektische Spurwechsel kam er auch nicht schneller voran und es war mir eine große Genugtuung, dass wir die Grenze lange vor ihm passieren konnten.
Camping während einer Pandemie
Erst nach der Ankunft am Campingplatz fielen die ersten Unregelmäßigkeiten auf. Keiner der Läden oder Restaurants nahe der Rezeption hatte geöffnet, und auch der sonst rege Verkehr von Gästen fehlte komplett. Während des Check-Ins lernten wir schnell warum das so war: entgegen der Aussagen der Valamar-Zentrale hatte der Platz nicht seit Anfang Mai, sondern erst seit dem Tag der Anreise, dem 29.5. geöffnet. Außer uns waren nur ein, zwei deutsche Familien und (im wahrsten Sinne) eine Handvoll Slowenen auf dem Platz. Dementsprechend war auch die Auslastung – wir konnten uns einen beliebigen Platz aussuchen.
Man hatte uns zwar den Platz mit der besten Aussicht unserer Kategorie reserviert (E37, siehe Plan), allerdings hat dieser auch keinerlei Schatten, liegt sehr im Wind und ist auch am weitesten von den Tauchplätzen entfernt. Ich wählte dann einen Platz (B3) nahe der Kapelle der von Bäumen beschattet und durch die Lage in einer Senke etwas windgeschützt war. Wie sich später herausstellte eine weise Entscheidung.
Leider erklärte uns die Dame auch dass praktisch alle Einrichtungen auf dem Platz geschlossen und auch wenig Personal anwesend sei. Die Zentrale von Valamar hatte mir am Telefon noch großspurig erklärt, dass alles geöffnet sei. Basierend auf dieser Aussage hatten wir eigentlich geplant uns nicht selbst zu versorgen, sondern die Restaurants und Pizzerien am Campingplatz zu besuchen. Und obwohl wir einen gewissen Vorrat dabei hatten mussten wir gleich am Ankunftstag noch Einkaufen fahren, da in Kroatien der Samstag als Pfingstfeiertag gilt und die Läden darum Samstag und Sonntag geschlossen hatten. So machten wir uns nach dem Aufbau des Wohnwagens auf den Weg nach Labin um Lebensmittel für das Wochenende einzukaufen.
Schon während des Gesprächs an der Rezeption war mir ein sehr legerer Umgang mit Corona aufgefallen. „Auf Istrien haben wir keine Corona-Infektionen, nur zwei oder drei die von Italien kamen“. ‚Keine bekannten Infektionen‘ dachte ich mir, sprach es aber nicht aus. Diese Einstellung scheint auch generell in Labin und besonders im dortigen Lidl vorzuherrschen, denn obwohl Schilder auf die Maskenpflicht hinwiesen und vor dem Laden Security stand um diese durchzusetzen, waren wir die Einzigen die eine Maske benutzten. Das macht mir etwas Sorge, denn ich rechne damit, dass im Sommer die Touristen nach Kroatien strömen und sicherlich ein oder zwei Träger des Virus dabei sein werden. Hoffen wir das Beste.
Dank Peters Grill und dem Gasherd aus dem Wohnwagen gab es dann keine Probleme bei der Versorgung, wenn auch sich etwas bedienen lassen eher unser Wunsch gewesen wäre.
Tauchen 2020
Das Tauchen läuft wie immer ab, wenn man mal davon absieht, dass fast keine Taucher da sind. Am Pfingstwochenende waren noch einige slowenische Besucher da, diese reisten aber am Sonntag ab. Danach waren Peter, ich und ein weiteres deutsches Tauchteam die einzigen Taucher auf dem Platz. Da ist es verständlich, dass die Basis die Zeiten etwas beschränkt hat und erst einmal keine Bootsausfahrten angeboten hat – bzw. sie wären gefahren, aber die Preise wären sehr hoch gewesen.
Überrascht hat mich, dass das Wasser ziemlich kalt war. Die meisten Tauchgänge haben wir mit halbvollen Flaschen beendet denn es war irgendwann einfach zu kalt zum weiter tauchen. Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Die Unterwasserwelt dort ist immer noch schön, wenn natürlich auch nicht so farbenfroh wie in Ägypten. Es waren relativ viele Krebse in den Höhlen der Steilwände zu sehen – wenn man denn dazu kam, denn irgendwie entwickelte sich das Tauchen zu einer Serie von technischen Pannen.
Das Tauchen begann vielversprechend, entwickelte sich aber zu einer Pannenshow. Beim Einstieg zum ersten Tauchgang sahen wir am Horizont Delphine springen – gegen die Sonne sehr schön zu sehen. Nach dem Abtauchen bemerkte ich aber, dass mein Suunto Vyper Air die Tiefe nicht anzeigte – bzw. erst ab ca. 15m begann die Tiefe zu zählen. Ich zeigte dies Peter an, er – so dachte ich jedenfalls – bestätigte das indem er auf seinen Computer zeigte und auch das Zeichen für „Problem“ gab. Später stellte sich aber heraus, dass auch sein Computer nicht funktionierte. So beendeten wir den Tauchgang mit Hilfe seiner Taucheruhr und meines uralten Backup-Computers. Der Tauchgang war sowieso als kurzer und flacher Eingewöhnungstauchgang geplant, aber ärgerlich war es schon.
Den zweiten Tauchgang (mit von der Basis geliehenen Computern) habe ich dann in ärgerlicher Erinnerung, weil ich den Diffusor meiner Tauchlampe ausprobieren wollte – und dieser bewirkte, dass ich die Lampe auch an Land hätte lassen können. Nur wenn ich die Lampe direkt in eine Höhle steckte war zu sehen, dass sie überhaupt leuchtete, so stark streute der Diffusor den Lichtkegel.
Beim nächsten Tauchgang war die Lampe am Ende ihrer Ladung, obwohl ich sie die Nacht am Ladegerät hatte. Es stellte sich dann heraus, dass das Kabel einen Wackelkontakt hat – der gleiche Defekt tritt auch bei Peters Lampe auf.
So ging es dann von Panne zu Panne. Bei einem Tauchgang verlor ich den geliehenen Computer, fand ihn aber glücklicherweise schnell wieder. Und am letzten Tauchgang vor einer geplanten Tauchpause entdeckte ich dann noch ein Loch in meinem Faltenschlauch. Immerhin entdeckte ich bei der Suche nach dem Computer einen der dieses Jahr eher weniger auftretenden Drachenköpfe.
Krönender Abschluss war dann der Samstag: kurz nach dem Einstieg wollte ich die Abweichung meines Computers per Photo festhalten und wunderte mich über die Unschärfe des Bildes. Tja, wenn Wasser ins Gehäuse eindringt, ist das der Bildqualität nicht gerade zuträglich :(.
Und, hey, ein Tag mit einem wie auch immer verunglückten Tauchgang ist immer noch besser als ein Tag im Büro :).
Sturm am Donnerstag
Aufgrund der Kälte hatten wir geplant am Donnerstag das Tauchen auszusetzen und die Altstadt von Labin zu besuchen. Das Wetter muss das mitbekommen haben, denn es fing Donnerstagmorgen an zu winden und gegen Nachmittag auch noch zu regnen. Nicht ganz das ideale Wetter für einen Ausflug, aber zum Tauchen noch ungeeigneter. So erklommen wir dann die Festung von Labin – leider war aufgrund Corona oder mangels Tourismus alles geschlossen. Aber die engen Gassen der Altstadt auf dem Gipfel sind immer wieder einen Besuch wert und auf dem Rückweg genehmigten wir uns noch ein fürstliches Mahl im ‚Velo Kafe‘.
In der Nacht zum Freitag zeigte das Wetter dann was es konnte – Regen, Sturm, Gewitter. Der Wohnwagen schaukelte wie wild, hielt dem Unwetter aber ganz gut Stand. Lediglich an Schlaf war nicht wirklich zu denken. Am Freitag besserte sich das Wetter zwar etwas, aber das Meer war immer noch sehr aufgewühlt und wir verzichteten auch an diesem Tag auf das Tauchen.
Stattdessen beschlossen wir einen kurzen Abstecher nach Rabac zu machen, um die Situation dort zu begutachten. Auch dort waren praktisch alle Geschäfte geschlossen, glücklicherweise war zumindest eine Eisdiele offen deren Angebot wir auch gerne nutzten.
Ansonsten muss ich sagen – Rabac beeindruckt mich nicht besonders. Es liegt zwar etwas windgeschützter und somit wärmer als der Campingplatz, aber taucherisch ist dort wohl nicht viel los. Auch finde ich die riesigen Betonklotz-Hotels am Ende der Bucht absolut abstossend.
Die Nacht zum Sonntag beeindruckte dann noch mit einem grandiosen (Fast-)Vollmond – der echte Vollmond hatte sich in der Nacht zuvor hinter Wolken versteckt.
Am Sonntagmorgen erschreckten uns dicke Wolken, diese wurden aber vom Wind weggetrieben. Nach meinem morgendlichen Schwimmtraining entdeckten ein paar Badende, sogar erneut Delphine die knapp außerhalb des Schwimmbereiches vorbeischwammen. Schnell schwamm ich noch einmal dorthin, wo ich den großen Brassenschwarm weiß, aber leider hatten die Delphine wohl keinen Appetit auf diese Fische.
Jetzt bleiben uns noch Montag und Dienstag, dann steht leider schon wieder die Heimreise an. Leider ist der Wetterbericht nicht sehr vielversprechend – der Optimistischste erwähnt „wechselhaftes Wetter mit leichtem Regen“.
Urlaubstage pur
Die Tage verliefen sehr geruhsam. Meist wachten wir gegen acht Uhr auf, frühstückten in aller Ruhe und begannen dann mit Nichtstun. Dank Neopren-Shorty war auch das kalte Wasser auszuhalten, so dass ich morgens meistens eine Runde schwamm und den Fischen zusah. Anschließend im Pool entsalzen und in die Sonne liegen bis man wieder trocken ist. Meistens machten wir nur einen Tauchgang am Tag, die Zeit verging aber auch so wie im Fluge. Zum Abschluss abends grillen und den Tag gemütlich bei einem Glas Bier oder Wein ausklingen lassen.
Einfach nur chillen, Meeresluft schnuppern und vor allen Dingen, nicht im Büro sitzen !
Euer Carsten
Bilder von Carsten: